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03.04.2024

Der „Rheinische Sammlerkreis“ stellt sich vor

Wer sich für Technik und Geschichte historischer Waffen interessiert, ist herzlich willkommen


Tradition ist nicht das Halten der Asche,
sondern das Weitergeben der Flamme.
(Thomas Morus)


Unter diesem Motto agiert der Rheinische Sammlerkreis - ein loser Zusammenschluss von Waffen- und Munitionssammlern aus dem Großkölner Raum - seit rund 30 Jahren. In dieser Zeit hat die Sammlergruppe versucht, mit Ausstellungen unterschiedlicher Größe in der Bevölkerung sowie bei Politik und Verwaltung das Bewusstsein zu entwickeln, dass Waffen und ihre Munition nicht allein Mittel zur Gewaltanwendung, sondern auch wesentliche Bestandteile des kulturellen Erbes jedes Landes und jeder Epoche sind.

Dadurch wird zudem gleichzeitig vermittelt, dass die Pflege dieser geschichtsdeterminierenden Gegenstände nirgendwo besser aufgehoben ist als beim privaten Sammler, welcher mit persönlichem Engagement die Pflege und Erforschung seiner Sammelobjekt garantiert – und dies, ohne dass daraus eine Gefahr für die „Innere Sicherheit“ entsteht. Dazu haben die Sammler in den vergangenen mittlerweile über 30 Jahren auch zahlreiche Gespräche mit Kommunal-, Landes- und Bundespolitikern geführt und hier Informationspolitik betrieben.

Mit seinen Ausstellungen bietet der Rheinische Sammlerkreis geschichtsinteressierten Bürgern die Möglichkeit, sich vertiefte Kenntnisse über historische Ereignisse zu verschaffen und regt so zur Weiterbildung bzw. Auffrischung ihres Wissensstandes an. Zudem werden Besucher der Ausstellungen motiviert (ausweislich des großen Interesses externer Personen, an weiteren Projekten mitzuwirken!), sich in der Freizeit konstruktiv zu betätigen und sich mit historischen Dingen zu beschäftigen. Eines der weiteren wesentlichen Ziele ist zudem, bei Jugendlichen das Bewusstsein zu wecken, dass „lebendige Geschichte“ mehr bieten kann als das Studium von (Schul-) Büchern.

Geschichte bedarf einer gegenständlichen Verankerung

Ohne Verständnis für geschichtliche Ereignisse kann kein Verständnis für die Gegenwart - und erst recht nicht für die Zukunft - entstehen, denn „Die große Erzieherin ist die Geschichte; sie hält jedem Volk den Spiegel vor.“ (Ernst Friedrich Theodor Lindner, 1843 – 1919, ordentlicher Professor an der Universität Halle).

Seit 2002 konzentriert sich die Sammlergemeinschaft bei größeren Ausstellungen auf den Kölner Nordwesten resp. den Rhein-Erft-Kreis: Fanden die ersten vier Ausstellungen noch in einer Arztpraxis statt, so wurden aus Platzgründen die drei nächsten Präsentationen in der denkmalgeschützten Alten Schule des Nordkölner Stadtteiles Esch durchgeführt. Die drei folgenden Ausstellungen wurden im (noch größeren) Martinussaal der Katholischen Pfarrgemeinde Köln-Esch der Bevölkerung gezeigt. Danach hatten neun weitere Ausstellungen das „Kultur- und Medienzentrum“ der Stadt Pulheim als Veranstaltungsort. Die aktuellen Landräte des Rhein-Erft-Kreises sowie die amtierenden Pulheimer Bürgermeister waren regelmäßig Schirmherren.

Über die Jahre mehr als 80 Ausstellungen

Dabei war es aufgrund der Inhomogenität der Sammelgebiete sogar möglich, bei manchen Anlässen mehrere Ausstellungen gleichzeitig zu organisieren. So fanden am „Tag des offenen Denkmals 2021“ am 12. September 2021 zeitgleich drei verschiedenen Ausstellungen statt: Je ein Team war im Preußischen Zwischenwerk IIIb am Buschweg in Köln („Der US-amerikanische Bürgerkrieg“), im Preußischen Fort IV am Freimersdorfer Weg in Köln („Deutsche Kavallerie-Ordonnanzpistolen“) sowie im Rittergut Haus Orr, Pulheim („Jagd“) zugegen.

Die umfangreichsten und daher bedeutendsten Ausstellungen der Sammlergemeinschaft - z. T. im Zusammenhang mit dem „UNESCO Welttag der kulturellen Vielfalt“ – waren Wochenendausstellungen an verschiedener Stelle: 

-  Die 1920er Jahre (9/2004)  (denkmalgeschützte Alte Schule  in Köln-Esch)
- Schätze aus Stahl (4/2005) (denkmalgeschützte Alte Schule  in Köln-Esch)
-  Im Dienste der Sicherheit (3/2006)(denkmalgeschützte Alte Schule  in Köln-Esch)
-  Als wir Rheinländer preußisch waren (4/2007) (Pfarrsaal der Martinus-Kirche in Köln-Esch)
-  Altbewahrtes (1/2008) (Pfarrsaal der Martinus-Kirche in Köln-Esch)
-  Zwei Legenden feiern Geburtstag (8/2008) (Pfarrsaal der Martinus-Kirche in Köln-Esch)
-  Als wir Rheinländer preußisch waren (2/2009) („Kultur- und Medienzentrum“ der Stadt Pulheim)
-  Altbewahrtes - Sammelgegenstände erzählen Geschichte(n) (5/2010) („Kultur- und Medienzentrum“ der Stadt Pulheim)
-  Das unruhige Jahrzehnt - die 1920er Jahre (5/2011) („Kultur- und Medienzentrum“ der Stadt Pulheim) 
-  Karl May und der Traum vom Abenteuer (4/2012) („Kultur- und Medienzentrum“ der Stadt Pulheim)
-  Im Dienste der Sicherheit - Polizei in Deutschland nach 1945 (5/2013) („Kultur- und Medienzentrum“ der Stadt Pulheim)
-  Kimme, Korn und ruhige Hand - der Schütze im Wandel der Zeiten (5/2014)(„Kultur- und Medienzentrum“ der Stadt Pulheim)
- „Gehorsam“ (22. Mai - 15. November 2015) (Jüdisches Museum Berlin)
-  Altbewahrtes - Sammelgegenstände erzählen Geschichte(n) (9/2016) („Kultur- und Medienzentrum“ der Stadt Pulheim)    
-  Prominente Fingerabdrücke auf historischen Waffen (10/2017) („Kultur- und Medienzentrum“ der Stadt Pulheim)
-  Die Eroberung des Wilden Westens (9/2020) (" CCP-Ranch" in Stolberg-Finsterau)
-  Die Revolver von William Tranter – Einst Hightechwaffen, heute kostbares  
    Kulturgut (10/2021) („Kultur- und Medienzentrum“ der Stadt Pulheim)
-  Die gespaltene Nation – der US-amerikanische Bürgerkrieg (9/2923) („CCP-Ranch“ in Stolberg-Finsterau).

Weitere rund 80 (Mehr-)Tagesausstellungen gab es an den verschiedensten Orten und auch außerhalb des Rhein-Erft-Kreises  (z. B. im Fliegerhorst Nörvenich, bei der Eröffnung des Deutschen Polizeimuseums in Salzkotten, in der Wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz, in der Dortmunder Westfalenhalle, beim TÜV Rheinland/Berlin-Brandenburg, in der Handwerkskammer zu Köln, in der Kölner Bank, im „Spanischen Bau“ des Alten Kölner Rathauses, beim Bundesamt für Verfassungsschutz, im Internationalen Phono- + Radiomuseum Dormagen, im Königlichen Belgischen Armeemuseum in Brüssel sowie im Kölner Odysseum).

Der Rheinische Sammlerkreis sucht den Dialog

Die Tradition der Informationsweitergabe an Personen aus dem Kulturbereich setzten die Sammler am 6. Dezember 2023 fort, als bei ihrem jüngsten Jahrestreffen Frau Samantha Bornheim, „Referentin für Geschichtsinitiativen“ im Planungsreferat des Kulturdezernats der Stadt Köln, zugegen war. Die neu eingerichtete Anlaufstelle unterstützt Akteure und fördert ihre Aktivitäten, um so Geschichte und Geschichten mit all ihren Facetten aus 2.000 Jahren noch sichtbarer zu machen – für Kölner ebenso wie für Besucher der Stadt. Im Rahmen des Treffens konnte die Referentin einen Einblick gewinnen in das ungebrochene Engagement der Sammler und Historiker, die ihre bereits lange Liste an Ausstellungen im Jahr 2024 mit mindestens drei Präsentationen zum Thema „Die Befreiung Europas – Die Landung der Alliierten in der Normandie vor 80 Jahren“ erweitern werden.

Als interessierte Zuhörerin band sich die „Referentin für Geschichtsinitiativen“ mit wertvollen Ratschlägen in die Diskussion ein – und nahm sicherlich sehr viele positive Eindrücke von den Sammlern und ihrer historisch-konservierenden wie -forschenden Tätigkeit mit nach Hause.

Damit die gegenseitige Weiterbildung innerhalb des Kreises trotz dieser Planungen nicht zu kurz kam, folgten – wie immer - gegen Ende des monatlichen Treffens Vorträge, diesmal zu den Themen „Galanteriedegen“ (Ulf Anhäuser), „französische Gendarmeriepistolen des 18. und 19. Jahrhunderts“ (Rainer Hellberg), „Patronenentwicklungen – von der Papierpatrone bis zur Zentralfeuermetallpatrone“ (Rainer Hellberg), „Die Steyr-Solothurn Maschinenpistole 34 (ö)“ (Dr. André Kruth) und „Ein Montenegriner-Revolver“ (Gregor Wensing).

Gäste sind herzlich willkommen

Zum regelmäßigen Gedankenaustausch trifft sich der Rheinische Sammlerkreis üblicherweise an jedem ersten Mittwoch im Monat ab 19 Uhr im „Frechener Hof“, Johann-Schmitz-Platz 22, 50226 Frechen. Jeder Gast, der sich seriös für die Technik und Geschichte von historischen Waffen interessiert, ist in diesem Kreis herzlich willkommen. 

Vorkenntnisse sind nicht zwingend notwendig, dafür sollte aber das ernsthafte Interesse am „ältesten Begleiter des Menschen“ vorhanden sein: Schließlich begleitet „die Waffe“ uns Menschen durch unsere Geschichte, seitdem der erste unserer Vorfahren sich mit einem Gegenstand – sei es zur Verteidigung, sei es zur Jagd - bewaffnete.


Zum Gruppenbild trafen sich (von links): Rainer H. (mit Patronen zur französischen Mitrailleuse, hergestellt um 1870), Ulf Anhäuser (mit einem Felddegen), Thomas Zingsheim, Elmar Mettke, Gregor Wensing (mit einem Montenegriner-Revolver, um 1880), Michael Tils, Ulrich Sender, Samantha Bornheim (Referentin der Stadt Köln für Geschichtsinitiativen), André Kruth (mit einer MP 34(ö), um 1935) und Jannis Milios (Kreistagsabgeordneter der Piratenpartei).